Afghanistan ist ein Musterbeispiel für die Diskrepanz zwischen dem, was westliche Staatsoberhäupter und Außenminister wollen und dem, was Militärs für notwendig halten.
The Economist setz sich beispielhaft mit dem Konflikt auseinander. US-Präsident Barack Obama will den Abzug, den der Oberkommandierende der ISAF-Truppen US-General David Petraeus tatsächlich für wenig sinnvoll hält – auch wenn er seine Bedenken nicht so offen kommuniziert wie sein entlassener Vorgänger Stanley McChrystal.
Die von Obama entsandten zusätzlichen 30.000 US-Soldaten, die den umkämpften Süden des Landes unter Kontrolle bringen sollen, waren ein Zugeständnis der Politik zu Gunsten des militärisch Sinnvollen. Jedoch schwächten der angekündigte Abzug und die Übergabe der Verantwortung der Sicherheit an die afghanische Regierung bis 2014 dieses Bekenntnis gleich wieder.
Die Unsinnigkeit politischer Vorgaben, genauer die Unsinnigkeit eines angekündigten Abzugs aus militärisch-strategischen Gesichtspunkten betrachtet, diskutiert der ehemalige Offizier der US-Marine, Jeff Edwards, in einem etwas älteren Beitrag zum Thema “Exit Strategy” auf military.com.
“Selbst wenn wir eine umfassende “Exit Strategy” mit Zeitplan aufstellen könnten, sollten wir diese nie öffentlich machen. Sobald wir einen Abzug der Streitkräfte in Beton gießen, haben wir dem Feind die Grenzen unserer Ausdauer kommuniziert. Wir haben ihm ein Datum genannt, das er sich ankreuzen kann – haltet aus bis zu diesem Datum und ihr werdet siegen.”
In diesem Zusammenhang muss auch das von Außenminister Westerwelle vorgebetete Mantra des Abzuges und der Übergabe bewertet werden: Politisch Opportun, aus strategischer Sicht unhaltbar.
Am 13. Dezember will das Weiße Haus eine Revision der US-Militärstrategie veröffentlichen.