Reingelegt – Wenn der falsche Talib zur Kasse bittet

Kein Talib, sondern ein Anwohner scherzt mit Soldaten der afghanischen Armee und US-Marines auf Patrouille in der südlichen Provinz Helmand im März 2010 (Quelle: Isafmedia)

Es könnte auch eine Szene aus “Dr. Strangelove” oder “Wag the Dog” sein. Als wäre die Entscheidung mit den Taliban zu verhandeln nicht schon umstritten genug, sollen die afghanische Regierung mit Hilfe der NATO auch noch auf einen falschen Talib hereingefallen sein.

Dabei muss die New York Times, die als erste über die angeblichen Spitzengespräche berichtete, nun ihre eigene Geschichte über die Verhandlungen mit dem Top-Talib revidieren, der sich als Fundamentlisten-Imitator entpuppte.

Drei Treffen sollen mit dem falschen Mullah Akhtar Muhammed Mansur, der vermuteten Nummer Zwei der Taliban-Spitze, abgehalten worden sein. “Er ist es nicht”, zitiert die Times einen westlichen Diplomaten, der an den Gesprächen teilnahm, “Und wir haben ihm viel Geld gegeben”.

Um der Peinlichkeit noch eins draufzusetzen, soll der Mann mit Hilfe der NATO nach Kabul gebracht worden sein, wo er sogar Präsidenten Hamid Karsai in seinem Palast getroffen haben soll. Obwohl der Präsident dieses bestreitet. Für Karsai handelt es sich mal wieder um eine ausländische Verschwörung.

Erst beim dritten und letzten Treffen wies jemand, der Mansur vom Sehen her kannte, darauf hin, dass der Mann keinerlei Ähnlichkeiten mit dem echten Mansur hatte. Wer der Mann tatsächlich war, ist unbekannt. Er ist mit dem Geld inzwischen über alle Berge.

Nachtrag 26.11.:

The faker then vanished, but not before he had been paid hundreds of thousands of dollars, according to reports.”

The blame game is on. Wahlweise stehen die Afghanische Regierung zusammen mit dem geschasste ehemalige Oberkommandeur der ISAF Timothy McChrystal oder der britische Auslandsgeheimdienst als Bock zur Verfügung. Der Mann soll ein pakistanischer Ladenbesitzer gewesen sein und die Rechung musste die afghanische Regierung begleichen.

Aber, das Motiv für das Schauspiel bleibt undursichtig. Dass ein Ladenbesitzer versucht im Alleingang die NATO und die afghanische Regierung auf’s Kreuz zu legen, scheint in der Tat abwegig.  Es sei denn er litt am Leonardo-DiCaprio-Syndrom.

“British intelligence is conducting an inquiry into the episode, in part to uncover the motive. One theory is that it was an exercise in kite-flying by the Taliban, to discover what Kabul and the British were offering without risking a senior figure in the movement. Taliban leaders have been wary about attending meetings with would-be mediators, fearing they are on a Nato hit-list, known as the Joint Priority Effects List.” [Guardian]

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