Das Verwirrspiel um die Einbindung der Taliban in den Friedensprozess geht weiter. Gerade gestern noch hat der US-Sondergesandte für Afghanistan, Richard Holbrooke, auf einer Pressekonferenz verlautbart, dass die Führung der Taliban keinesfalls an Gesprächen teilnehmen will. Alle anderslautenden Meldungen seien falsch.
Während die Taliban offiziell alle Gesprächsbereitschaft von sich weisen, sagt der Vorsitzende des Friedensrates Barhanuddin Rabbani, “Sie wollen, dass Gespräche stattfinden”. Der ehemalige stellvertretende Ausbildungsminister der Taliban, Arsala Ramani, der nun im Friedensrat sitzt, plädiert dafür, dass den Taliban freies Geleit gegeben wird, um sie aktiv in den Friedensprozess einzubinden.
Zwei grundlegende Strategien im Umgang mit den Taliban kristallisieren sich heraus: Die einen, und dazu gehört auch ISAF/NATO, propagieren die Unterminierung der Taliban indem ihre Fußsoldaten zur Aufgabe bewegt werden, der andere Ansatz sieht vor, den Frieden mit den Top-Taliban durch Gespräche und Verhandlungen zu suchen.
Aus westlicher Sicht sind jegliche Konzessionen, die in Verhandlungen mit der Führungsetage des “Feindes“ gemacht würden, unbeliebt – weshalb die Aufgabe-Strategie mehr Anklang findet. General Major Phil Jones vom NATO-Reintegrationsteam meint, dass Frieden durch Integration kampfesmüder Fußsoldaten der Taliban-Führung eine Heidenangst einjagt.
Die Diskussion um die Einbindung der Taliban zeigt einmal mehr, dass, wegen der vielen Fraktionen im Spiel, nur ein ambivalentes Jein zu den Gesprächen angebracht ist. Die afghanische Regierung verfolgt andere Ziele als die westlichen Militärs und auch die Taliban sprechen mit mehr es einer Stimme.