Die Nachrichtenagentur dapd hat heute den dritten Teil des Einsatztagesbuches eines Afghanistan-Heimkehrers der Bundeswehr veröffentlicht.
Einer der wichtigsten Punkte des Textes ist die Umschreibung einer sich selbst tragenden Dynamik. Jeder Krieg läuft Gefahr ab einem bestimmten Punkt, seiner selbst wegen geführt zu werden.
Der nicht namentlich genannte Soldat umschreibt die Sache so: „Man fährt raus, um raus zu fahren, um sich draußen dann zu verteidigen [...] Das kommt bei uns so an, als ob es nur darum ginge, das wir rausgehen und warten bis es knallt.“
Einen weiteren Konflikt zwischen politischem Kalkül und militärischer Notwendigkeit beschreibt der Soldat im zweiten Teil seines Berichtes, der bereits gestern veröffentlicht wurde. Beim Besuch des Heeresinspekteurs haben „Unsere Leute [...] ihm gesagt, dass wir hier mehr Ausrüstung und Waffen, Mörser, Kampfhubschrauber und Kampfpanzer brauchen“.
Der General begründet die Absage zwar mit wirtschaftlichen Gründen und führt an, es dürften keine Zivilisten gefährdet werden, doch letztlich steckt hinter dem Nein das Wissen darum, dass erstens der Krieg den Deutschen stinkt und zweitens, dass Aufrüstung zwangsläufig zur Eskalation beiträgt.
Politiker hätten gern einen halben „bewaffneten Konflikt“, der möglichst wenig aufsehen erregt und keine Schlagzeilen macht. Die Soldaten vor Ort wissen, es gibt keinen Krieg „light“. Ihnen verlangen, dass alles Mögliche getan wird, ihr Leben zu schützen – zur Not auch mit schweren Kampfpanzer.
Darum war die Verlegung der Panzerhaubitzen 2000 nach Kundus Ende Mai 2010 umstritten. Denn, je schwerer das Gerät desto schwieriger ist es, den Konflikt in Afghanistan nicht bei seinem eigentlichen Namen zu rufen.