Gespräche vs. Offensive – Zunehmende Gefährdung der BW?

“They are running … I don’t know (where).”
- Hamid Karsais Bruder Ahmed Wali Karsai zur AP am 21. Oktober

Die Meldungen aus Afghanistan passen nicht zusammen: Einerseits soll die Regierung Hamid Karsai mit der Führungsriege der Taliban verhandeln, wobei die NATO den Taliban freies Geleit geben sollen. Andererseits gehen 12.000 NATO- und weitere 7.000 afghanische Truppen im Süden offensiv gegen die Aufständischen vor.

Dem Tenor dieses neuen New York Times Artikels nach zu urteilen, sind NATO und afghanische Truppen an der Schwelle einen militärischen Sieg zu erringen und den Taliban ihre Hochburg um Kandahar im Süden Afghanistans strittig zu machen.

Politische PR?

Wie Die Nachrichtenagentur AP  zu berichten weiß, gehen viele Experten davon aus, dass die angekündigten Top-Gespräche ein propagandistisches Mittel waren, um entweder die Allianz der Aufständischen zu spalten, oder um dem Westen zu vermitteln, dass auch auf politischer Seite echte Fortschritte gemacht werden.

“Es bestehen seit Jahren Kontakte”, spielt Kai Eide, norwegischer Diplomat und ehemaliger UN-Gesandter in Afghanistan, die Aufregung um die angeblichen Verhandlungen herunter. “Für mich fühlt es sich so an, als wäre da viel politische PR im Spiel, die besagt, die neue Strategie funktioniert”, sagte Eide gegenüber der AP.

Die Taliban selbst sagen, es gäbe keine Gespräche. Wenn überhaupt verhandelt werden sollte, dann erst nachdem ausländische Truppen das Land verlasen haben.

Mehr Druck auf Bundeswehr?

Für den Norden und aus deutscher Sicht muss der erhöhte Druck auf die Aufständischen im Süden nicht unbedingt Gutes heißen: Das Einsatzgebiet der Bundeswehr könnte nun stärker unter Druck geraten. Während fast 20.000 Soldaten an einer einzigen Offensive im Süden teilnehmen, sind im Norden etwa 5.350 deutsche Bundeswehrsoldaten stationiert.

In einer AP-Meldung heißt es:

“As the southern offensive progressed, insurgents have increased attacks against coalition forces in the north, which was previously considered relatively stable and free from Taliban influence.”

Neue Wunderwaffe?

Mitverantwortlich für die angeblichen militärischen Erfolge im Süden des Landes soll ein neuartiges Waffensystem sein: Eine Rakete mit “pinpoint accuracy”, also ultra zielgenau. Es soll sich um sogenannte Himars (High Mobility Artillery Rocket System) handeln.

Stutzig macht, dass es dann weiter unten im Artikel heißt: “The rocket curls and turns in the air as it zooms in on its target and sets off secondary explosions, often burning the trees and foliage around buildings”. Dieses hört sich nicht nach einer Hochpräzisionswaffe an. Eher nach einer Art von Streumunition, die seit Anfang diesen Jahres völkerrechtlich geächtet ist.

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