’Of course we pay the Taliban’
Neben Drogengeldern und Spenden aus Saudi Arabien und Pakistan haben die Taliban ein weiteres Finanzierungsmodell für sich entdeckt: Schutzgelderpressung.
Louis Imbert hat für die englischsprachige Ausgabe der Le Monde Diplomatique einen Artikel über Umwegfinanzierungsmodelle der Taliban geschrieben. In dem Artikel beschreibt der Journalist, wie die Aufständischen Geld von Infrastrukturprojekten abzweigen und sie ein von Subkontraktoren gebautes Straßenbauprojekt sabotieren – nachdem sie bereits zwei Schutzgeldzahlungen erhalten hatten.
“Der Gouverneur von Kundus, Mohammed Omar ist sich nicht sicher, was schief gegangen ist: Haben die Ältesten nicht genug gezahlt, oder etwa den falschen Leuten” ‘Die Taliban machen hier in der Gegen was sie wollen“, sagte er mir. ‘Sie foltern und töten, und haben zahllose Schutzgelderpressungen am laufen’.”
Angeblich erhebt der Taliban-Schattengouverneur von Kundus einen Prozentsatz auf alle Wiederaufbauprojekte in der Region: für Straßen- und Brückenbau, den Bau von Schulen und Kliniken. Je mehr Afghanistan wieder aufgebaut wird, desto reicher werden auch die Taliban, lautet die ernüchternde Bilanz des Verfassers.
Kundus ist die Provinz im Norden des Landes, für den die Bundeswehr zuständig ist. Ziviler Wiederaufbau ist auch ein zentraler Aspekt der von den USA propagierten zivil-militärischen COIN-Doktrin (Counter-Insurgency).
Was Imbert in seinem Artikel beschreibt, unterminiert also die zentrale Strategie zur Befriedung des Landes, denn die Aufständischen profitieren finanziell direkt von denen eigentlich gegen sie gerichteten Maßnahmen zur Gewinnung der Herzen und Köpfe der Zivilbevölkerung. Schutzgelderpressung ist landesweit verbreitet.