Die Nachrichtenagentur dapd veröffentlicht mit dem Einsatztagebuch eines erst kürzlich aus Afghanistan zurückgekehrten Bundeswehrsoldaten ein wichtiges Dokument, dass den Krieg, wie er in Afghanistan geführt wird, aus erster Hand wiedergibt.
Im ersten Teil beschreibt der Soldat auch den Überfall auf eine BW-Patrouille am Karfreitag 2010 in dem Dorf Isa Khel, bei dem ein Dingo-Fahrzeug komplett zertört wurde. Drei deutsche Soldaten verloren bei dem Vorfall ihr Leben, mehrere wurden zum Teil schwer verletzt. Fünf afghanische Soldaten starben kurze Zeit später, als ein Marder Schützenpanzer das Auto in dem sie saßen unter Beschuss nahm.
In einem dazugehörigen Interview berichtet der namentlich nicht genannte Soldat auch von Schüssen auf Zivilisten, oder besser gesagt, auf Menschen, von denen er nicht wusste, ob sie Feind waren.
Freund und Feind
Es sind lediglich subtile Hinweise, auf die sich der Soldat verlassen soll, um zu unterscheiden, wer eine lebensbedrohliche Gefahr darstellt und damit legitimes Ziel ist. In einem brutal vereinfachten Auswahlverfahren heißt es, die Soldaten dürften auch auf schreiende Menschen schießen, die sich von Haus zu Haus bewegten, denn “normale” Zivilisten suchten bei Gefechten immer Deckung und verhielten sich ruhig.
Erschreckend sind Zitate wie: “Man möchte am liebsten auch alle normalen Afghanen ins Jenseits befördern.” Man baue ein allgemeines undifferenziertes Feindbild auf. “Jeder ist ein Feind, weil die sich nicht durch eine Uniform oder so unterscheiden. Und durch dieses allgemeine Feindbild fällt es einem dann auch nicht mehr schwer, auf die zu schießen.”
Aus dem Tagebuch des Soldaten spricht auch jede Menge Zorn gegen die deutschen Medien, die dem Vorfall mit den getöteten afghanischen Soldaten vermeintlich mehr Aufmerksamkeit schenkten. Noch mehr Wut richtet sich gegen die eigene Kommandantur, die nach dem Gefecht in Isa Khel tatsächlich wissen will, ob die Soldaten eine sehr teure MG-Lafette abgebaut und gerettet hätten.