Tag 2, Montag, 28. März 2011 – Nächster Halt Sharana West | Zu zweit im Zwölfmannzelt

Mit Command Sergeant Major Boom und seinem persönlichen Fahrer Specialist Jumper fahren wir im Humvee vom Hauptquartier Sharana auf dem Kasernengelände zur Forward Operating Base Sharana West auf dem Truppenübungsplatz.

Nach ein paar Minuten halten wir das erste Mal. Mitten im Wald steht eine Kolonne aus Lastwagen, Panzerwagen und Humvees. Boom, Axel und ich steigen aus und gehen ein paar Hundert Meter vor. An einer Kreuzung tanzt eine Gruppe Rollendarsteller in afghanischer Kleidung mitten auf der Straße.

Vermutlich stellen sie eine Hochzeitsgesellschaft dar. Ein paar der Männer schießen mit Gewehren in die Luft. Der Führer der Army-Kolonne muss mittels eines Übersetzers mit der Gesellschaft verhandeln, bevor sich die Rollendarsteller bereiterklären, die Straße zu räumen. Von den Rollendarstellern dürfen keine Fotos gemacht werden.

Sowohl Afghanen als auch Deutsche spielen Einheimische. Polnische Einheiten mimen Soldaten der Afghanischen Nationalarmee. Auf dem Übungsplatz ist schematische die ganze afghanische Provinz nachgestellt, in die die Brigade in Afghanistan verantwortlich sein wird.

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Wir fahren durch eine kleine Ortschaft und halten auf Booms Kommando in ein paar Hundert Metern Entfernung vor einem der vielen befestigten Außenposten des Übungsplatzes. Die Forward Operating Base (FOB) Zurich sei ihrem Vorbild im Einsatzgebiet besonders authentischeren nachempfunden, sagt Boom.

Ankunft in Sharana West

Nach zwanzig Minuten Fahrt sind wir bei der von bewaldeten Hügeln umgebenen Forward Operating Base (FOB) irgendwo auf dem weitläufigen Truppenübungsplatz angekommen. Wir fahren durch den Kontrollposten, dem einzigen Zugang zum Lager.

Die FOB Sharana West ist eine umzäunte Zeltstadt, etwa vier Fußballfelder groß. Für die Übung ist hier das Hauptquartier der Task Force 3-66 eingerichtet. Die Task Force 3-66 setzt sich im Kern aus dem Bataillon 3-66 der 172nd Separate Infanterie Brigade aus Grafenwöhr zusammen.


Lieutenant Colonel Curtis D. Taylor aus Texas befehligt die TF 3-66. Wir treffen Taylor das erste Mal durch Zufall, nachdem er mit dem Hubschrauber von einer Luftlandeübung auf einem Vorplatz eingeschwebt ist.

Sharana West hat Betonwachtürme, Mörserstellungen, eine Werkstatt, massenweise grüne Zelte in Reih und Glied, Duschcontainer und Dixiklos. In einem riesigen Verpflegungszelt, in dem bis zu 600 Soldaten Platz haben, nehmen wir unser erstes MRE zu uns. Vor dem Zelt steht eine mobile Kücheneinheit.

Zu zweit im Zwölfmannzelt

Zwei Transporthubschrauber CH-53 der Bundeswehr nehmen an der Übung teil. Im Konturenflug fliegen sie in ein paar Hundert Meter Entfernung an der FOB vorbei, zwei tschechische Cougar-Hubschrauber voraus.

Nachdem wir die erste Nacht in einer Baracke verbrachten, sind wir nun in einem olivfarbenen Zelt untergebracht, in dem zwölf Feldbetten stehen. Am Eingang hängt ein Schild: “Media Team”. Wir sind die einzigen Reporter hier.


Die Sonne scheint, es sind es knapp über zehn Grad. Im Zelt kann man es locker im T-Shirt aushalten. Die Luft riecht nach Diesel. Vor dem Hintereingang steht ein Heizlüfter, der durch einen gelben Schlauch warme Luft in das Zelt bläst.

Treffen mit Taylor

Abends kommen wir zum offiziellen Treffen mit Bataillonschef Taylor im Tactical Operations Center (TOC) zusammen. Das TOC ist eine Lagerhalle, deren inneres mit Holzwänden unterteilt ist. Es ist das Nervenzentrum des Bataillons.

In seinem improvisierten Büro zeigt uns Taylor eine Karte des Einsatzgebiets in Afghanistan und zeigt uns die Verteilung der Einheiten der Task Force Vorort. Es gebe Einheiten, die vor allem das traditionelle Geschäft der Streitkräfte abwickeln. Der Einsatz von Waffengewalt heißt im Jargon der US-Army “kinetic action”.

Taylor sagt, am interessantesten für uns Reporter sei eine Einheit, die sowohl auf Patrouille geht, aber auch mit der Bevölkerung in Kontakt tritt und zivile Ausbauprojekte betreut. Wir verständigen uns darauf, das wir die A Company 2-28 unter Befehl von Captain James Perkins begleiten werden.

Erste Warteschleife

Eigentlich sollten wir bereits heute weiter in den Combat Outpost (COP) Sar Hawsa zur A Company stoßen. Der COP  ist nur etwa sechs Kilometer, oder Klicks, wie die Längeneinheit im US-Army-Jargon heißt, entfernt.

Es müssen allerdings mindesten vier Fahrzeuge mobilisiert werden, um uns abzuholen. Im Einsatzgebiet fahren aus Sicherheitsgründen keine einzelnen Fahrzeuge durch die Gegend – hier demnach auch nicht.

Also, verbringen wir die Nacht in unserem beheizten Zwölfmannzelt in Sharana West. Der erste volle Tag war anstrengend, vor allem, wegen der uns komplett fremden Welt, in die wir eingetaucht sind, in der wir uns erst einmal orientiren müssen.

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